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Vernissage in der Galerie am Stein am 30.06.2023

Josef Hofer (1945) ist zweifellos der weltweit bekannteste zeitgenössische österreichische Art Brut-Künstler.
Was ist das für ein außergewöhnliches Schicksal eines Jungen, der mit einer geistigen und körperlichen Beeinträchtigung geboren wurde und dessen künstlerische Werke nun in die Sammlungen des Musée Pompidou in Paris aufgenommen wurden? Was für ein Werdegang für diesen außergewöhnlichen Künstler, der völlig zurückgezogen auf einem Bauernhof in Oberösterreich aufwuchs und dann in der geschützten Umgebung der Lebenshilfe in Ried im Innkreis lebte.

Josef Hofer spricht nicht, er kommuniziert aber dennoch laut und deutlich. Seine Sprache ist verständlich, sodass die von ihm dargestellten Körper, die miteinander ringen, sich berühren und aneinanderstoßen, schließlich überraschend vertraut werden. Aber von einer seltsamen Vertrautheit, wie wenn ein Geruch plötzlich vergrabene Erinnerungen aus der Kindheit in uns erweckt.
Ist es dieselbe Vertrautheit, die wir bei der bevorzugten Verwendung von Gelb- und Orangetönen spürten, mit der wir als Kinder das Glühen der Sonne wahrnehmbar machen wollten? Ist es diese Art der Körperdarstellung, zwischen jugendlicher Unbeholfenheit und hoher schöpferischer Reife? Ist es die elementare Kraft des gezeichneten Strichs in Verbindung mit der Transgressivität der Themen?
Hofer zeichnet sich dadurch aus, dass er ein sofort wahrnehmbares Störfeld schafft, das man unmittelbar erkennt. Jedoch hat sein Stil in mehr als einem Jahrzehnt, so charakteristisch er auch sein mag, tiefgreifende Veränderungen und Entwicklungen erfahren. Ein Beweis dafür, dass diese Künstler - entgegen einer weit verbreiteten Meinung - nicht zur Wiederholung ad libitum verdammt sind.

Josef Hofer ist fast 80 Jahre alt und wird von Sammlern und Institutionen bereits als "Klassiker" der Art Brut angesehen. Davon zeugen die beiden seltenen monografischen Ausstellungen, die ihm in der Collection de l'Art Brut in Lausanne gewidmet wurden, und die zahlreichen Publikationen, die über ihn erschienen sind.

 

Aus: Christian Berst (Mai 2023), Einleitung zum Ausstellungskatalog der Galerie am Stein

Fotos: Galerie am Stein

Galerie am Stein | Monika Perzl

Öffnungszeiten: Donnerstag bis Freitag 15–18 Uhr und Samstag 10–12 Uhr