05.09.2025: Causa Goldenstein: Propst appeliert an Vernunft der Ordensfrauen (www.kathpress.at)
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Drei betagte Nonnen aus Seniorenheim zurückgekehrt in ihr ehemaliges Kloster - Reichersberger Propst Grasl: "Selbstständiges Leben im Kloster Goldenstein insbesondere aufgrund der prekären gesundheitlichen Situation der Schwestern nicht mehr möglich"
Salzburg, 05.09.2025 (KAP) Aufregung in Salzburg. Jene drei betagten Ordensfrauen, die zuletzt in einem Seniorenheim lebten und auf Rückkehr in ihr früheres Kloster Goldenstein drängten, haben am Donnerstag mit Helferinnen die Seniorenresidenz in Oberalm verlassen und wurden nach Goldenstein zurückgebracht. Die Helferinnen sorgten nicht nur für den Transport, sondern auch für entsprechende mediale Begleitung, u.a. waren der ORF und die Kronenzeitung mit dabei. Der Reichersberger Propst Markus Grasl hat unterdessen am Donnerstagabend dringend an die drei Augustiner Chorfrauen appelliert, in die Seniorenresidenz zurückzukehren; an einen Ort, an dem sie umfassend und mit höchstem Standard betreut, gepflegt und medizinisch versorgt werden.
Als Ordensoberer der drei verbliebenen Augustiner Chorfrauen nehme er seine Sorgfaltspflicht für die drei Schwestern selbstverständlich wahr, so der Propst: "Es ist mir völlig unverständlich, warum die Schwestern die kirchlich geführte Seniorenresidenz ad hoc verlassen haben, da sie dort eingebettet in eine Gemeinschaft und vor allem in absolut notwendiger, professioneller und guter medizinischer Betreuung sind."
Die Räume im Kloster seien nicht mehr benutzbar und würden in keiner Weise den Anforderungen einer geordneten Betreuung entsprechen. Es sei klar, "dass ein selbstständiges Leben im Kloster Goldenstein insbesondere aufgrund der prekären gesundheitlichen Situation der Schwestern nicht mehr möglich ist".
Grasl hielt einmal mehr fest, dass über mehrere Jahre intensiv und in vielen Gesprächen, in die auch die Erzdiözese Salzburg involviert war, mit den Schwestern überlegt und geplant worden sei, wie die Zukunft des Klosters aussehen könnte. Eines der Herzensanliegen der Schwestern sei die Fortführung der Mittelschule am Ort gewesen. Diesem Wunsch habe man entsprochen. Die Übersiedlung in die Seniorenresidenz sei aufgrund der prekären Situation aber unumgänglich gewesen.
Grasl: "Die Aktionen der letzten Wochen und die aktuelle Eskalation sind vor dem Hintergrund der jahrelangen Bemühungen und der Zustimmung der Schwestern völlig unverständlich und lassen mich ratlos zurück."
Kein Strom und kein Wasser
Ein Schlüsseldienst sperrte laut Medienberichten am Donnerstag die verschlossenen Türen zu den Gemächern der Nonnen auf, wo es aber weder Wasser noch Strom gibt. Von Helfern wurden den betagten Ordensfrauen Trinkwasser und Notstrom-Aggregate gebracht.
Christina Wirtenberger, eine frühere Schülerin von Goldenstein, sagte gegenüber der Kronenzeitung, dass es nun Verhandlungen geben müsse mit der Erzdiözese Salzburg und dem Stift Reichersberg. Die Wiener Journalistin Edith Meinhart fuhr im Interview mit dem ORF schwere Geschütze auf: Die Schwestern seien gegen ihren Willen aus ihren Räumen hinausbugsiert und in ein Heim gebracht worden - unter Vorspiegelung falscher Tatsachen.
Ganz anders sieht dies die Präsidentin der Augustiner Chorfrauen, Sr. Beate Brandt. Der Protest, den die drei Frauen seit Wochen über Medien öffentlich machen, sei unverhältnismäßig und nicht länger zu dulden, sagte Brandt in einem Interview mit dem Portal "katholisch.de" vor einigen Tagen. Der zuständige Ordensobere, Propst Markus Grasl, sei der ärztlichen Empfehlung gefolgt, die drei Frauen der Pflege in einem Heim anzuvertrauen. Sie habe sich vor der Übersiedelung der Ordensfrauen selber ein Bild von der Situation in Goldenstein machen können und dabei bemerkt, dass die Ordensfrauen "in vielerlei Hinsicht damit überfordert waren, ihren Alltag allein zu bewältigen". Es sei an der Zeit, dies einzusehen und sich auf die neue Wohnsituation einzulassen, appellierte Brandt.
Der zuständige Propst Grasl tue ihr persönlich leid, so Sr. Brandt weiter, da die Ordensfrauen zuletzt sogar gerichtlich gegen ihn vorgingen. "Doch sie haben die Klage verloren, weil ihr Oberer beweisen konnte, dass sein Handeln rechtmäßig war. Und jetzt versuchen die Schwestern über verschiedene Medien ihr Leid öffentlich zu machen. Sie behaupten, dass sie aus ihrem Kloster 'deportiert wurden' und ihnen Geld entwendet wurde. Mir tut der Propst leid, weil er sich immer sehr um meine Mitschwestern bemüht hat und nun mit solchen Verleumdungen umgehen muss. Das ist schon sehr verletzend."
2022 hatten die Schwestern die Liegenschaft nahe Salzburg, auf der neben der seit 1877 bestehenden Ordensniederlassung auch eine katholische private Mittelschule Schloss Goldenstein bestand, je zur Hälfte der Erzdiözese Salzburg und dem Stift Reichersberg übertragen. Bis zuletzt waren die Ordensfrauen davon ausgegangen, dass sie im Kloster bleiben könnten; im vergangenen Dezember mussten sie dann das Kloster verlassen.
Die Schule wurde erweitert, das Schloss einer Generalsanierung unterzogen. "Die Erzdiözese Salzburg verantwortet - wie im Übergabsvertrag rechtskonform festgelegt - den Betrieb der Schule in Goldenstein und hat damit das zentrale Anliegen der Schwestern, die Weiterführung ihres Bildungsauftrags, dauerhaft gesichert", hieß es dazu in der Stellungnahme von Stift und Erzdiözese.