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Covid-19: Prior Oliver Hartl im Assistenzeinsatz

Militärseelsorge ist ein wesentlicher Teil des Ganzen im Österreichischen Bundesheer und ein Garant für das Wohlbefinden und die psychische Stabilität der Soldaten.

Doch wo liegen eigentlich die Sorgen jener, die ihre Pflicht an der Grenze als ein Posten, Streife oder Kommandant einer Einheit erfüllen? Gibt es Schwergewichte an Kummer, die sich an Altersstrukturen ableiten lassen? Wachsen die Sorgen mit zunehmender Verantwortung von unterstellten Soldaten und welche bekümmernden Gedanken hat eigentlich ein Militärseelsorger?

H. Oliver Hartl, Prior und Pfarrmoderator in Pitten sowie Militärpfarrer beim Militärkommando Niederösterreich, betreut seit Beginn des Covid-19-Einsatzes die Soldaten, welche an der Grenze zur Tschechischen Republik in Niederösterreich eingesetzt sind bzw. waren – vom Böhmerwald bei Karlstift über den nördlichsten Punkt Österreichs bei Litschau, den Nationalpark Thayatal bis ins Retzerland – und macht vor allem eines: er hört genau zu und nimmt vorhandene Probleme ernst.

Sowohl von den Aufschub-Präsenzdienern und Kaderangehörigen, als auch von den Milizsoldaten wird die Betreuung durch den Militärpfarrer positiv aufgenommen, bietet sich doch damit einmal eine Gesprächsmöglichkeit mit jemand abseits der üblichen Dienstaufsichten. „Die Verlängerung des Grundwehrdienstes und das Eingesetzt-Sein oft fern der Heimat, stellte für manche junge Kameraden schon eine besondere Herausforderung dar“, so Militärkurat H. Oliver, „aber die jungen Soldaten waren durchaus motiviert, waren bzw. sind sie doch direkt daran beteiligt, die Coronavirus-Pandemie einzudämmen und der Bevölkerung ein sicheres Gefühl zu vermitteln.“ Ein Rekrut aus Salzburg, der in Niederösterreich eingesetzt war, brachte zum Ausdruck, dass ihm diese Zeit sicher sein Leben lang in Erinnerung bleiben wird: „Dieser Einsatz brachte viele brauchbare Erfahrungen, die einen prägen. Ich werde sicher immer daran zurückdenken.“

Mit dem Einsatz der Miliz wandelte sich auch die Betreuung etwas, weiß Militärpfarrer H. Oliver: „Unter den Kameraden der Miliz ist besonders die soziale Dynamik nicht zu unterschätzen. Vom Akademiker bis zum Hilfsarbeiter greifen alle zusammen, und es funktioniert!“ Das kann ein Vorausbild sein für die Zeit nach Covid-19. „Das Coronavirus wird nicht nur die Welt, sondern auch die Gesellschaft in unserem Land nachhaltig verändern“, ist sich Chorherr Oliver sicher, „in Grundzügen ist dies beim derzeitigen Assistenzeinsatz bereits erkennbar: Ausbildung und Einsatz auf das Ziel hin, dass es in unserem Land wieder besser wird. Und das Bewusstsein, dass dies ohne Zusammenenhalt und Engagement nicht möglich ist. Diese Erfahrung wird man wohl in der ganzen Gesellschaft machen müssen. Hier im Einsatz wird sie schon gemacht.“

Ob der Militärpfarrer aufgrund seiner Präsenz unter den Soldaten nicht manchmal die Befürchtung hat, selber mit dem Virus angesteckt zu werden? „Zum einen halten uns natürlich auch wir Militärseelsorger strikt an die gültigen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen“, so Militärkurat H. Oliver, „und zum anderen relativiert sich die Sorge in der bereichernden Erfahrung, einen wichtigen Beitrag in der gegenwärtigen Krise zu leisten, was die im Einsatz stehenden Kameraden auch schätzen und dankbar annehmen. Denn die Kanzlei wäre der letzte Ort, wo man einen Militärpfarrer jetzt brauchen würde.“

 

Bericht auf der Homepage des österreichischen Bundesheeres

 

Fotos: kathMilPfr/MilKdo NÖ